Oftmals muss ich in Zeitungsartikeln oder Infoforen von „allwissenden“ Journalist*innen lesen, Pro Ana sei ein Lifestyle. Es gibt sogar einen Artikel einer Journalistin, die sich als junge Essgestörte ausgegeben hat, um sich so eine Gruppe einmal zu journalistischen Zwecken anzuschauen. Das empfinde ich persönlich als sehr schwierig.
Selbstverständlich bin ich dafür Aufklärung zu betreiben, aber bitte ohne dabei das Vertrauen von labilen, jungen Mädchen auszunutzen! Diese Mädchen sind sehr verletzliche Wesen, die alle keine leichte Geschichte hinter sich haben und ich fühle mich schrecklich bei der Vorstellung, dass so etwas auch in meiner Gruppe hätte passieren können und uns jemand in unserer intimsten Privatsphäre ausspioniert hätte. Das ist definitiv nicht der richtige Weg und ich werde wütend, wenn ich lese, dass Außenstehende meine Krankheit und Pro Ana als Lifestyle bezeichnen, weil das diese gefährliche, dunkele Welt zu einer Nichtigkeit verharmlost.
Pro Ana ist kein Lifestyle! Pro Ana ist- in meinen Augen- auch keine Krankheit, sondern ein Symptom. Ein Symptom für sehr viele, unterschiedliche psychische Krankheiten, die sich über diesen Weg äußern wollen. Der Großteil der Mädchen in meiner Gruppe waren magersüchtig und, oder bulimisch. Aber nicht alle. Manche Mädchen hatten starke psychische Beeinträchtigungen, ohne dabei jemals ernsthaft zu hungern. Das Gefühl aber, dadurch endlich irgendwo dazuzugehören, etwas Wertvolles und Besonderes zu sein war immer stärker als eine vermeintliche Essstörung.
Das ist unglaublich wichtig! Ein junger Mensch kann magersüchtig sein ohne dabei Pro Ana zu sein, man kann genau so gut aber auch Pro Ana sein ohne, dass man magersüchtig ist. Niemals aber steht ein Lifestyle dahinter! Denn diese Welt besteht aus Druck, Leid und Selbstzweifeln und kein Mensch ohne psychische Krankheit würde dieses Leben als erstrebenswert ansehen!