„Warum schreibst du nichts mehr auf deinem Blog?“ Zugegeben, diese Frage hat mich unvorbereitet getroffen und nach einigen fadenscheinigen Begründungen à la „Ich habe wenig Zeit.“ (Meine Güte, wir haben eine Pandemie, natürlich habe ich Zeit!) blieb mir nichts anderes übrig, als mir die Wahrheit einzugestehen. Die Wahrheit ist, dass ich nicht lügen wollte.
Ich möchte auf diesem Blog helfen und erzählen, wie ich es geschafft habe. Aber ich habe es noch lange nicht geschafft. Es ist immer noch ein Thema, seit Wochen sogar wieder mehr, als üblich. Es ist jeden Morgen da, bei jeder Mahlzeit, bei jedem Blick in den Spiegel, bei jedem Mal, wenn meine Therapeutin mich auf die Waage stellt und mich danach besorgt und böse anschaut. Ich weiß, dass ich Mist baue. Ich weiß, dass das alles niemals die Lösung sein sollte, aber es war Jahre lang immer eine Lösung, die funktioniert hat.
Ich muss noch immer nach anderen Lösungen suchen. Aber ich will mich nicht hinter dem Schweigen verstecken, der Krankheit nicht die Macht geben, von der ich noch im Oktober sprach. Ein halbes Jahr später stecke ich wieder so tief drin, wie lange nicht mehr. Es fühlt sich wie Scheitern an und ich hasse es, zu versagen, es war nicht der Zweck dieses Blogs zu erzählen, wie ich mit der Krankheit lebe, sondern ohne sie.
Aber ein Blog bestimmt selten über den Inhalt eines Lebens, es ist andersherum. Also werde ich nun einfach ehrlich von dem Weg berichten, den ich vorhabe zu gehen, nämlich raus aus diesem Loch, aber ich weiß noch nicht wann und wo ich ankommen werde. Vielleicht wird das raus schreiben helfen, vielleicht auch nicht. Vielleicht nicht nur mir, vielleicht auch anderen. Aber zumindest lüge ich nicht mehr.