Prokrastination vs. Leistungsdruck- wie viel von beidem ist okay?

Pro Ana und Leistungsdruck sind schon immer sehr enge Freunde gewesen. Ich habe diese Woche sehr oft gedacht „Eigentlich müsste ich einen neuen Beitrag schreiben!“, bin aber einfach nicht dazu gekommen. Das liegt einerseits an privaten Dingen, Stress, unerwarteten Umständen, um die ich mich deutlich dringender kümmern musste, als auch an einer Klausur, für die ich lernen musste.

Früher habe ich immer versucht wirklich Alles unter einen Hut zu bekommen und hätte so einen Beitrag auch mit Kopfschmerzen um 23:00 Uhr noch geschrieben, um mein Gewissen zu beruhigen. Außerdem hätte ich nicht vernünftig essen könne, bis ich die Klausur hinter mich gebracht hätte und wüsste, ob ich mir das Essen überhaupt „verdient“ hätte oder nicht. Was ein Schwachsinn!

Es ist so unglaublich wichtig, einen Mittelweg zu finden und Prioritäten zu setzen. Ich habe mittlerweile gelernt, mir meine Zeit so einzuteilen, dass ich für die Klausur genug lernen konnte, ohne mich dabei verrückt zu machen, aber auch, ohne meine sämtliche übrige Freizeit auch mit Verantwortungen und Aufgaben zu füllen. Natürlich denke ich dann trotzdem oft drüber nach, ob das jetzt alles so richtig und in Ordnung ist, aber ich muss auch lernen, Dinge auszuhalten, besonders positive Dinge- so absurd das auch klingen mag! Lange habe ich gedacht, dass ich mir gute Dinge nur durch extreme Leistung oder Hungern verdienen könnte, anstatt sie einfach zu genießen. Dann habe ich das Faulheit oder Prokrastination genannt. Gestern war ich bei dem traumhaften Wetter im Freibad, nachdem ich am Freitag meine Klausur erfolgreich hinter mich gebracht habe und trotzdem lag ich da in der Sonne und habe kurz darüber nachgedacht, ob das jetzt überhaupt okay ist, da zu sein, obwohl ich mir vorgenommen hatte einen neuen Beitrag zu schreiben. Ich musste mich dann wirklich sehr bestimmt und aktiv dazu entscheiden, dass das jetzt kein Aufschieben und keine Faulheit sind, sondern, dass ich meine Prioritäten einfach gerne so setzen möchte und mir damit etwas Gutes tue.

Die Frage danach, wie viel Leistungsdruck man zulässt, und wie viel Prokrastination noch in Ordnung ist, muss jede*r für sich selbst entscheiden. Wichtig ist aber, dass man sich dabei nicht von einer Magersucht und einem völlig übertriebenen Perfektionismus beeinflussen lässt und, dass man zu seinen Entscheidungen steht und mit positiven, wie auch negativen Konsequenzen leben kann. Und wenn du nicht ausreichend für eine Klausur lernst und deswegen eine schlechte Note schriebst, dann wirst du das auch nicht mit einem Fastentag ausgleichen können- weder für die Noten, noch für dein Gefühl. Andersrum durfte ich den Tag in der Sonne gestern auch einfach genießen, weil ich wusste, dass ich den Beitrag dann einfach heute schreibe und, dass mir deswegen niemand böse sein wird, außer vielleicht mein dämlicher Perfektionismus, aber den ärgere ich schließlich gerne! 🙂