„Aber man sieht es dir ja gar nicht richtig an..“

Diesen Satz habe ich gefühlt schon 100 Mal gehört und ja es stimmt. Man sieht mir meine Magersucht nicht mehr an, man hat es auch in der aktiven Zeit nicht immer gesehen, wofür ich einerseits sehr dankbar bin, weil es mir ermöglicht hat, es nicht öffentlich machen zu müssen, andererseits liegt genau hier das Problem.

Magersucht, genauso wie Bulimie, vor allem aber Pro Ana und Pro Mia sind Dinge, die man Betroffenen nicht zwangsläufig ansehen muss oder kann. Viele Menschen denken, dass eine Person erst magersüchtig ist, wenn sie stark untergewichtig ist und um ihr Leben kämpft. Da ist es aber schon viel zu spät! Die Essstörung und genau so auch Ana müssen bemerkt werden, bevor es um Leben und Tod oder zumindest um bleibende Schäden geht!

Ich muss mich auch heute, nach siebeneinhalb Jahren Krankheit noch oft, hauptsächlich auch vor Fremden, die das nichts angeht, dafür rechtfertigen, warum ich mich als essgestört bezeichne, wenn man mir das ja gar nicht ansieht. Magersucht ist eine Krankheit, bei der sehr viel im Kopf passiert. Und auch, wenn ich seit anderthalb Jahren keinen richtigen Rückfall hatte (kurze Eskalation an der Stelle!!!!!!!!) bedeutet das nicht, dass ich ein Leben komplett ohne die Essstörung führe. Ana ist kein aktiver Teil meines Lebens mehr, die Magersucht hingegen wird vermutlich immer ein passiver, stiller Anteil in meinem Leben sein, der sich hin und wieder bemerkbar macht und, dem ich deutlich zu verstehen geben muss, dass in meinem Leben kein Platz für ihn ist.

Bitte, bitte, bitte hört auf nach Klischees zu urteilen! Fragt nach, wenn euch ein Verhalten komisch vorkommt und seid aufmerksam! Passt auf einander auf, denn nur gemeinsam können wir dieser Krankheit, diesem Monster irgendwie entgegen treten! Und vor allem, glaub nicht, dass ihr über das Äußere eines Menschen eine Diagnose stellen könnt! Das gilt genau so für das Gegenteil! Wie oft ich schon dünne Mädchen und auch Jungen gesehen habe und andere Menschen meinten darüber urteilen zu dürfen mit „Der/Die ist aber dünn! Der/Die ist bestimmt magersüchtig!“ Solche Aussagen machen Menschen Angst offen zu ihrer Krankheit zu stehen. Auch ich hatte oft das Gefühl, keine Hilfe annehmen zu dürfen, weil ich „noch nicht krank genug“ bin. Das ist totaler Schwachsinn! Niemand muss damit allein sein! Seid da für einander, gebt Acht und habt euch lieb! Nur so können wir etwas bewegen <3